- Struktur wirkt subtiler als dekorative Muster.
- Textur und Haptik prägen die Atmosphäre eines Raums stärker als Farbe.
- Licht und Struktur arbeiten zusammen.
- Struktur reduziert visuelle Unruhe und unterstützt ruhige Raumkonzepte.
- Projekte zeigen, wie strukturierte Oberflächen Akustik, Ruhe und Präsenz verbinden.
Wie Oberflächen ohne Muster wirken
In der Hotellerie arbeiten wir als Partner führender Planungs- und Architekturbüros und dürfen deren Konzepte umsetzen. Jedes Projekt bringt neue Herausforderungen – technisch und kreativ.
Die gewonnenen Erfahrungen setzen wir auch in der Innenarchitektur privater Wohnbereiche – vom Schlafzimmer bis zur Küche – um. Hier teilen wir mit Ihnen, wie wir mit Stoffen und Strukturen umgehen.
Die stille Kraft der Oberfläche
Es gibt Räume, die sofort überfordern. Man betritt sie, und das Auge weiß nicht, wohin es zuerst sehen soll: großformatige Muster, florale Tapeten, grafische Teppiche, Print-Kissen, strukturierte Vorhänge – ein Ensemble aus visueller Reizüberflutung. Vieles davon ist gut gemeint, manches sogar hochwertig. Doch die Summe führt zu Unruhe.
Struktur hingegen arbeitet leiser. Sie wirkt durch Tiefe. Durch leichte Erhebungen, durch eine Oberfläche, die das Licht anders bricht als glatte Flächen. Sie schafft Atmosphäre, ohne dekorativ zu sein.
Während Muster betrachtet werden wollen, bieten Strukturen ein Erleben: Sie laden die Hand ein, über eine Oberfläche zu streichen; sie fangen das Licht ein; sie verändern sich im Tagesverlauf. Strukturen schaffen eine Beziehung zum Raum – und sie tun es langsam, unaufgeregt, nachhaltig.
Dieses Prinzip zieht sich durch viele zeitgenössische Interiors: weniger motivisch, dafür mehr materialorientiert. Weniger Illustration, dafür mehr Haptik. Räume, die nicht laut sein müssen, um Charakter zu haben.
Key Facts
Haptische Tiefe
statt visueller Unruhe
Eine strukturierte Oberfläche hat eine Präsenz, die Muster nicht erzeugen können.
Muster erzählen eine Geschichte für das Auge. Und sie erzählen sie immer gleich. Eine gemusterte Tapete bleibt dieselbe. Ein strukturierter Stoff verändert sich im Licht und gewinnt mit der Zeit an Charakter.
Diese Dynamik macht Struktur langfristig angenehmer.
Licht als Verbündeter
Struktur lebt vom Licht.
Eine Kalkputzwand wird weich, wenn die Sonne schräg einfällt. Bouclé wirft kleine Schatten, wenn die Abendsonne das Gewebe streift. Ein sandgestrahltes Glas reflektiert Licht in diffusen Flächen statt klarer Linien.
Licht modelliert Oberflächen und umgekehrt. Das Zusammenspiel wirkt atmosphärisch und ist einer der Gründe, warum solche Räume lebendiger wirken.
Zeitlosigkeit als Haltung
Trends kommen und gehen.
Struktur entsteht meist aus der Materialität selbst. Leinen strukturiert sich nicht, um modisch zu sein. Eiche bekommt durch Bearbeitung Tiefe, weil Holz als Material so funktioniert. Naturstein bleibt Naturstein – egal, welcher Trend gerade dominiert.
Diese Zeitlosigkeit ist ein Vorteil. Sie verleiht Räumen eine Stabilität, die unabhängig vom Zeitgeist funktioniert. Und sie macht Räume länger nutzbar, weil nichts „aus der Mode“ gerät.
Texturen lesen lernen
– eine Typologie
1. Textile Strukturen
Stoff als Statement
Textilien gehören zu den wirkungsvollsten Mitteln, Struktur in einen Raum zu bringen.
Bouclé: weich, warm, voluminös.
Cord: rhythmisch und klar, ideal für tonale Räume.
Grobes Leinen: unregelmäßig, natürlich, eigenwillig.
Wollfilz: akustisch wirksam, ruhig, dicht.
Handgewebte Stoffe: lebendig, organisch, sensibel.
2. Wände
die größte strukturelle Fläche
Wände bieten oft die stärkste Bühne für Struktur.
Kalkputz bringt organische Lebendigkeit.
Lehm wirkt warm und naturverbunden.
Beton kann roh oder samtig sein – je nach Bearbeitung.
Naturstein zeigt naturbelassen ein archaisches Relief; poliert dagegen glatte Eleganz.
3D-Paneele schaffen gezielte architektonische Momente.
Die Wand ist nie neutral. Struktur macht sie erzählerisch – aber ohne Dekor.
3. Holz, Metall, Glas
Die haptische Erinnerung & strukturierte Überraschung
Holz ist ein Meister der Struktur. Gebürstete Oberflächen legen Fasern frei, gesägte Kanten zeigen Handwerk, Altholz erzählt Zeit. Holz wirkt immer haptisch – auch wenn man es nicht berührt.
Gehämmertes Metall, oxidierte Oberflächen oder sandgestrahltes Glas erweitern die Palette struktureller Räume. Sie wirken kühl und warm zugleich – je nach Kontext.
Gestaltungsprinzipien
Wie man Struktur bewusst einsetzt
Kontrast schafft Wirkung
Struktur funktioniert im Dialog.
Eine glatte Fläche macht eine raue Fläche stärker. Eine matte Oberfläche lässt eine glänzende ruhiger wirken. Das Zusammenspiel ist das Geheimnis – nicht das einzelne Material.
Monochromie verstärkt Materialität.
Ton-in-Ton-Konzepte leben von Struktur.
Erdige Farben, Sandtöne, Grauvarianten – in solchen Räumen erzählt Material, nicht Farbe. Das Ergebnis: Ruhe und Tiefe zugleich.
Dosierung: Weniger ist mehr
Zu viel Struktur macht Räume unruhig.
Die Kunst liegt in der Balance: 60 Prozent Struktur, 40 Prozent Glätte – ein guter Richtwert.
Haptische Zonen definieren.
Dort, wo Menschen einen Raum berühren – Bettzonen, Durchgänge, Armlehnen, Wände entlang von Wegen – wirkt Struktur besonders.
Eine bewusste Platzierung schafft kleine, starke Momente.
Licht & Struktur
– eine atmosphärische Symbiose
Struktur braucht Licht, um zu wirken. Und Licht braucht Struktur, um Atmosphäre zu erzeugen.
Indirekte Beleuchtung betont Relief. Streiflicht schafft Tiefe. Warmes Licht zieht Textur zusammen, kühles Licht öffnet sie.
strukturiert, nicht dekoriert
Projektbeispiele
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SONNEN RESORT, Naturns (I)
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BERGMÄHDER alpine residence, Oberlech
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Struktur im Alltag planen
Praxistipps
- Materialmuster immer real anfassen.
- Licht an strukturierten Wänden bewusst planen.
- Ton-in-Ton denken – Farbe reduzieren.
- Verschiedene Texturen in ähnlichen Farbtönen kombinieren.
- Glatte Flächen als Gegenpol einsetzen.
Fünf Fragen vor der Materialwahl
Checkliste
1. Wie fühlt sich die Oberfläche an?
2. Wie wirkt sie im Tageslicht?
3. Wie wird sie altern?
4. Passt sie zur Nutzung?
5. Wo braucht der Raum Ruhe statt Struktur?
Ihr Wohnprojekt
- Gesamtprozess-Dauer: 3–8 Monate je nach Projektumfang
- Investition: Transparent kalkuliert kommt es ab der Planungsphase (Schritt 2) zu Kosten, die bei Beauftragung für die Umsetzung verrechnet werden.
- Ihr nächster Schritt: Vereinbaren Sie Ihr kostenloses Erstberatungsgespräch und erfahren Sie, wie der 5-Schritte-Prozess für Ihr Projekt aussehen könnte.
Teresa Gruber
BSc.; Interior Design
Mit ihrem Blick für Texturen, Farben und die feine Balance zwischen Funktion und Design begleitet sie Raumgestaltungen in unterschiedlichsten Projekten. In ihren Beiträgen teilt sie Einblicke aus der Praxis, Inspirationen aus der Welt des Interior Designs und Tipps für eine durchdachte Planung.
„Gutes Interior Design beginnt für mich dort, wo Materialien auf subtile Art wirken und das Ambiente gestalten.“
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Bilder: Nussbaumer Photography, Naturhotel Forsthofgut, Sonnen Resort Naturns, Alex Moling, Horeca, Adobe Stock, home INTERIOR