- Zentrale Prinzipien: Materialkontinuität, Blickführung, atmosphärische Erdung.
- home INTERIOR Projekte wie K-Lodge View, Private Living Sunny Hill und Going Home zeigen unterschiedliche Umsetzungen.
- Naturintegration bedeutet: Räume aus dem Ort heraus entwickeln
- Relevanz: steigende Nachfrage nach Ruhe, Materialtiefe und authentischer Gestaltung im Hospitality- und Privatbereich.
Ein Trend, drei Projekte, viele Erkenntnisse
Räume wirken stärker, wenn sie mit ihrer Umgebung verbunden sind. Wenn Material, Proportion und Lichtführung nicht zufällig entstehen, sondern aus dem Ort heraus entwickelt werden. Genau das rückt im Winter 2025/26 verstärkt in den Fokus: Die Integration von Natur wird zu einem Schlüsselthema der Innenarchitektur. Ein Megatrend, entstanden aus einem Bedürfnis nach Ruhe und einer Sehnsucht nach haptisch interessanten Materialien und einer Gestaltung, die Erdung vermittelt, ohne schwer zu wirken.
Die Idee dahinter ist einfach und anspruchsvoll zugleich: Natur nicht abbilden, sondern integrieren. Innenräume so entwickeln, dass sie mit dem Außenraum kommunizieren. Die Landschaft nicht imitieren, sondern ihre Präsenz weiterführen.
Wie das im Hotel und wie im privaten Wohnbereich aussehen kann, zeigen wir in diesem Artikel anhand von drei Projekten: die K-Lodge View, die Projekte Private Living Sunny Hill und Going Home. Jedes dieser Häuser schafft eine Verbindung von Raum und Natur auf eigene Weise.
Gemeinsam geben sie eine Antwort auf die Frage, warum dieser Trend gerade jetzt so relevant ist.
Key Facts
Naturintegration im Interior Design
3 Grundprinzipien
1. Materialkontinuität
Innenräume greifen Materialien auf, die im direkten Umfeld vorkommen oder atmosphärisch verwandt sind:
Eiche, geölt und gebürstet
Nussbaum, matt versiegelt
Holzarten mit sichtbarer Maserung
Kalkstein mit natürlicher Textur, warm in der Haptik
Travertin, der mit Licht spielt
Leinenvorhänge in Sandtönen dämpfen den Schall
Wolldecken in Steingrau schaffen haptische Wärme
Teppiche mit Motiven oder Grundmaterialien
Nicht der Effekt zählt – sondern die Selbstverständlichkeit.
2. Blickachsen & Orientierung
Fenster werden nicht bloß als Öffnung gedacht, sondern als Kommunikationskanal des Raumes.
Blicklinien orientieren sich an der Topografie. Räume werden entlang des natürlichen Lichts konzipiert und nicht entlang perfekter rechteckiger Grundrisse.
So entsteht erlebt man innen und außen nicht getrennt, sondern als integrale Bestandteile desselben Erlebnisses.
3. Atmosphärische Erdung
Farbkonzepte fokussieren auf Naturtöne: Beige wie Sand, Grau wie Nebel oder Felsen, Braun wie Holz oder Erde, Grün wie Salbei, Tannennadeln, Wiesen.
Texturen übernehmen die Rolle von Mustern – ein Prinzip, das wir bereits im Artikel Struktur statt Motiv vertieft haben. Sie bringen Tiefe ohne Unruhe. Stille gehört als Element zur Gestaltung.
Was Naturintegration NICHT bedeutet: Moos an der Wand, Deko aus Treibholz, Fototapeten als Natursimulation, Bambus im Badezimmer, Astscheiben und andere Fundstücke aus dem Wald
Sondern: Material, das weiterführt und nicht bloß die Natur imitiert. Räume, die mit dem Ort im Gleichklang sind und ihn nicht plump zitieren. Gestaltung, die den Außenraum respektiert, ohne ihn ins Interior zu zwingen..
Das Chalet K-Lodge View
Natur als Ausgangspunkt
Wenn die Landschaft
viel erzählt
Die Architektur verstärkt das Panorama: Große Fensterflächen öffnen sich zur Bergwelt; die Proportionen sind klar.
Das Materialkonzept folgt einem Alpinen Modernismus, der auf Altholzfichte (gealtert, gebürstet), lokalem Dolomitstein und textiler Wärme aus Alpakawolle und Leinen beruht. Alles ist auf sensorische Wahrnehmung ausgelegt.
Im Wellnessbereich wird Naturintegration besonders sichtbar. Die Sauna orientiert sich am Ausblick. Der Outdoor-Whirlpool ist so positioniert, dass Wasser und Landschaft visuell ineinander übergehen.
Die Farbwelt bleibt zurückhaltend: Gletschergrau, warmes Beige, dunkles Tannengrün, viele neutrale Töne. Nuancen, die mit der Landschaft verschmelzen.
Wesentliche Erkenntnisse
Naturintegration entsteht nicht durch ein einzelnes „Highlight“, sondern durch ein bewusstes Konzept.
Jede Entscheidung – Material, Blick, Licht – folgt demselben Gedanken: den Ort nicht inszenieren, sondern respektieren.
Private Living Sunny Hill
Wohnen mit Stil am Land
Geborgenheit ohne Schwere
Naturintegration im privaten Wohnbereich ohne alpines Pathos: Aus der Lage des Hauses entsteht eine Spannung zwischen Geborgenheit und Weite.
Die Innenarchitektur arbeitet mit hellen Eichendielen, erdigen Naturfarben wie Lehmbeige und Schiefergrau, strukturierten Leinentextilien und einer ruhigen Formensprache. Fenster werden nicht dekoriert, sondern gerahmt – als Bildausschnitt, als Lichtquelle, als Orientierung.
In der Hauptrolle: Materialien
Eichenoberflächen mit mattem Finish, die das Tageslicht sanft reflektieren.
Sandsteinelemente im Eingangsbereich, die Wärme ausstrahlen, statt kühl zu wirken.
Bouclé-Polster in Naturweiß und handgewebte Wollteppiche in Erdbraun, die leise, aber präzise zonieren.
Sunny Hill demonstriert, dass Naturintegration im privaten Wohnen weniger mit spektakulärer Lage zu tun hat, als oft angenommen.
Entscheidend ist eine reduzierte Formensprache, die nicht ablenkt; eine Farbpalette, die Gelassenheit generiert; und Materialien, die die Sinne ansprechen, statt sie zu überfordern.
Das Projekt verbindet die Prinzipien von Soft Modern – Reduktion ohne Kälte – mit einer haptischen Materialtiefe.
Private Living Going Home
Stille als Gestaltungselement
Going Home interpretiert Naturintegration über eine ruhige, fast meditative Gestaltungssprache.
Hier steht nicht die Aussicht im Vordergrund, sondern die Art und Weise, wie Innenräume Material, Licht und Proportion verbinden.
Der Einsatz von Nussbaum – warm, sorgfältig ausgewählt, dezent verarbeitet – bildet die Grundarchitektur des Interieurs.
Schwere Leinenvorhänge in Taubengrau, geknüpfte Schurwollteppiche in Kieselton und Polsterstoffe aus naturbelassenem Halbleinen sorgen für Tiefe, akustische Qualität und eine Atmosphäre, die den Ort nicht kopiert, sondern weiterführt.
Die Gestaltung beruht auf Zurückhaltung: Keine Musterexplosionen. Keine starken Kontraste. Stattdessen: Texturen, die im Licht arbeiten, leise Farbverläufe von Cremeweiß über Steingrau bis zu gedämpftem Olivgrün, bewusst gesetzte Proportionen.
Going Home zeigt, wie Naturintegration im privaten Raum zur täglichen
Interessantes Thema?
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Naturintegration als Planungswerkzeug
Was wir aus den drei Projekten lernen
Aus allen drei Beispielen lassen sich klare Prinzipien ableiten, die Hoteliers, Bauträger und private Auftraggeber nutzen können:
1. Material bewusst wählen
Materialien sollen nicht imitieren, sondern anschließen. Holzarten, die Gelassenheit vermitteln. Steine, die Struktur tragen. Textilien, die Wärme erzeugen.
2. Räume entlang des Lichts denken
Planung beginnt mit Tageslauf, Himmelsrichtung, Blick. Keine Innenraumentscheidung ist isoliert sinnvoll.
3. Farbklimaneutralität
Natürliche Töne wirken nicht langweilig, sondern langfristig. Sie ermöglichen Variation ohne Unruhe.
4. Texturen statt Muster
Struktur bringt Tiefe und Entschleunigung. Muster bringen Energie – aber oft zu viel davon.
5. Wellness- und Rückzugsräume bewusst gestalten
Gerade im Hotelbereich: Indoor-Outdoor-Verbindungen stärken, Ausblicke verstärken, Übergänge fließend halten.
6. Reduktion als Qualität
Nicht weniger gestalten – sondern präziser. Jede Entscheidung hat Wirkung.
Für Ihr nächstes Projekt:
Checkliste
Ob Hotel, Chalet oder Privatwohnung – stellen Sie sich drei Fragen:
Welches Material gehört zu diesem Ort?
Nicht: Was gefällt mir? Sondern: Was passt hierher?
Wohin fällt das Licht – und wohin sollte der Blick gehen?
Tageslauf und Topografie bestimmen die Raumlogik.
Was kann wegbleiben?
Reduktion schafft Klarheit. Jedes Element, das bleibt, muss seine Berechtigung haben.
Fazit
Naturintegration ist kein Saisontrend, sondern ein Gestaltungsprinzip mit Zukunft.
Die Projekte K-Lodge View, Sunny Hill und Going Home zeigen, wie Räume entstehen, die sich nicht in Szene setzen, sondern den Ort sprechen lassen. Sie sind Antworten auf ein wachsendes Bedürfnis nach Echtheit, Ruhe und Materialität – und sie geben ein Gefühl für eine Gestaltung, die weniger über Designobjekte funktioniert, sondern über Haltung.
Wer mit der Natur arbeitet, gestaltet Räume, die Bestand haben.
Ihr Wohnprojekt
- Gesamtprozess-Dauer: 3–8 Monate je nach Projektumfang
- Investition: Transparent kalkuliert kommt es ab der Planungsphase (Schritt 2) zu Kosten, die bei Beauftragung für die Umsetzung verrechnet werden.
- Ihr nächster Schritt: Vereinbaren Sie Ihr kostenloses Erstberatungsgespräch und erfahren Sie, wie der 5-Schritte-Prozess für Ihr Projekt aussehen könnte.
Teresa Gruber
BSc.; Interior Design
Mit ihrem Blick für Texturen, Farben und die feine Balance zwischen Funktion und Design begleitet sie Raumgestaltungen in unterschiedlichsten Projekten. In ihren Beiträgen teilt sie Einblicke aus der Praxis, Inspirationen aus der Welt des Interior Designs und Tipps für eine durchdachte Planung.
„Gutes Interior Design beginnt für mich dort, wo Materialien auf subtile Art wirken und das Ambiente gestalten.“
Bilder: Manueal Tessaro, Alex Moling, Andreas Wimmer, Adobe Stock, home INTERIOR