Muster,
die sich mögen
Tipps und Tricks
aus der Praxis

Key Facts

Thema: Textile Vielfalt und Mustermix im Interior Design

Kernfragen:
Wie kombiniert man unterschiedliche Muster und Stoffe stimmig?
Wie viele Muster verträgt ein Raum? 
Welche Regeln helfen bei Farben, Strukturen und Maßstäben?

Praxisbeispiele: Peternhof (Kössen), Hotel Das Ludwig (Lindau), K-Lodge View, Sonnen Resort

Tipps:  Max. drei Muster pro Raum
Farbklammern und Maßstabsvariationen nutzen
Materialien in Kombination prüfen
Ruhepole schaffen (unifarbene Flächen, Materialien wie Holz, Stein)

Fazit: Muster sind kein Stilbruch, wenn sie bewusst kombiniert werden – textile Vielfalt schafft Charakter und Individualität.

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Summertime! Man merkt’s: beim Apero, in der Strandbar, im Garten liegen Heiterkeit und Lebenslust in der Luft. Farben, Muster, Stile – alles kräftig durchgemixt und zum Summerstyle 2025 zusammengefügt. Wer das Spiel beherrscht, ist Sieger(in). Wer nicht und immer gern gute Tipps hören will, sollte weiterlesen.

Nun geht es bei uns nicht um die Mode – obwohl sie unsere Inspiration Nummer eins ist. Bei der Einrichtung denkt man langfristiger. Der Sofastoff sollte uns auch nächstes Jahr noch gefallen. Genau der Grund, warum viele eher zurückhaltend sind, wenn es um Farben, Strukturen, Muster von Wohnstoffen geht.

Die gute Nachricht: Nicht alles muss Ton-in-Ton sein, damit es Bestand hat, und nicht jedes Konzept lebt von Reduktion. An Orten, wo Menschen sich wohlfühlen sollen – in Hotellobbys, Suiten oder Wohnräumen – darf textile Gestaltung mehr Tiefe haben. Im Peternhof in Kössen zeigt sich beispielsweise, wie Stoffe ein Ensemble bilden: Aus unterschiedlichen Farben, Strukturen, Muster und Materialien kreierten die Architekten von Geisler & Trimmel ein in sich stimmiges und ausdrucksstarkes Ambiente.

Mustervielfalt muss nicht laut sein. Sie kann ein Gefühl der Lebendigkeit ausstrahlen – und das ist es, was wir wollen.

Schichten schaffen Tiefe

Ein Raum, der mit mehreren Ebenen arbeitet, wirkt nie flach. Das gilt für die Architektur und genauso für Stoffe. Schwere Vorhänge können neben transparenten Voiles stehen, grobe Bouclés neben glattem Velours. Das Prinzip der Schichtung macht Räume eindeutiger und lesbarer.

Im Peternhof wird genau damit gearbeitet. Pure Unis mit Struktur bilden die Basis, dazu kommen gemusterte Einzelstücke – als Kissen, als Bezugstoff für Möbel, als Wandbespannung. Wichtig dabei: Nicht alles gleichzeitig einsetzen, sondern abgestuft, je nach Funktion und Raumwirkung.

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TIPP #01

Eine ruhige, texturierte Grundfläche schafft Freiheit für mutige Akzente und funktioniert wie eine Bühne oder ein Rahmen. Das stellt auch sicher, dass der Raum nicht an Klarheit verliert.

Muster mit Maß

Florale Dessins, geometrische Linien, klassische Webmuster – kann man das alles mischen? Ja, man muss allerdings Maß halten. Der entscheidende Punkt ist nicht die Art des Musters, sondern wie es in Beziehung zu den anderen Mustern wirkt. Wer mit verschiedenen Mustern arbeitet, sollte auf Größenverhältnisse achten: Kleine Motive wirken als Streuung, große Muster setzen ein Statement.

Im Peternhof findet sich beides. Das Geheimnis liegt in der Verteilung: Die Muster wechseln zwischen Sofa, Vorhang, Wand. Und sie bleiben im Dialog, weil sie eine gemeinsame Farbfamilie nutzen oder ein verbindendes Material.

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TIPP #02

Drei Muster pro Raum sollten nicht überschritten werden. Dabei auch eine Hierarchie etablieren, z. B. mithilfe der Mustergröße oder der Farbpräsenz.

Muster & Materialien

Muster allein erzählen noch wenig. Erst zusammen mit dem Material entsteht eine Gesamtaussage. So wirkt Samt selbst als Uni dramatisch. Leinen kann ein Muster rustikaler oder eleganter erscheinen lassen – je nach Bindung und Garnstärke. Und glänzende Stoffe reflektieren Licht. Es kommt also eine weitere Dimension der Erzählung hinzu.

Stoffe wirken nicht für sich allein. Ihre Anmutung verändert sich mit jedem Nachbarn. Gut gemacht zeigt sich: Steht z. B. ein grober Wollstoff neben einem leicht schimmernden Jacquard, kann das durchaus funktionieren, wenn beide ein ähnliches Niveau an Qualität und Wirkung mitbringen.

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TIPP #03

Gegensätze funktionieren, wenn sie einander ernst nehmen und nicht gegeneinander arbeiten. Betrachten Sie starke Muster wie eine Persönlichkeit und suchen Sie nach einem perfekten Partner dafür. (Wie sonst auch im Leben.)

Vom Hotel direkt nach Hause

Was in der Hotellerie funktioniert, lässt sich als Inspiration fürs private Wohnen verwenden.

Der Trick ist: Man kann zwar die gleichen Muster einfach auch zu Hause einsetzen, aber wichtiger ist auf jeden Fall zu verstehen, wie das Zusammenspiel funktioniert: Es geht eben nicht um Gleichklang, sondern um kluge Kombinationen.

Ein Sofa mit Struktur, ein Vorhang mit Muster, ein Teppich mit organisch geformten Farbfeldern. Schon drei Elemente reichen, um einem Raum Spannung und Charakter zu geben. Entscheidend ist, wie sie miteinander arbeiten und nicht, wie ähnlich sie sind.

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TIPP #04

Muster nie einzeln betrachten. Immer in Kombination mit anderen Mustern und vor allem Materialien prüfen – bei Tageslicht, im Raum, in Bewegung. Eventuell ein Moodboard erstellen. Oder ins Design Center kommen, wo ein Beratungsteam dabei helfen kann.

INTERIOR INSIGHTS

FÜNF REGELN FÜR MUSTERVIELFALT
  1. Farbwelt definieren
    Ein verbindender Farbklang gibt Halt. Es geht nicht um eine Ton-in-Ton-Welt, sondern eher um die Grundsatzentscheidung, wie klar, gedämpft, gelb- oder rotstichig die Farbpalette sein soll. Farben aus der gleichen Familie mögen einander, da kann das Muster gern unterschiedlich sein.

  2. Maßstab variieren
    Klein, mittel, groß – nicht alles im selben Rhythmus. Dies gilt über die Produktgrenzen hinaus. So kann eine Tapete mit riesigen, stilisierten Blüten mit einem fein gestreiften Vorhang harmonieren, während das Sofa eine Micromusterung zeigt.

  3. Struktur mitdenken
    Oberflächen sagen mehr als Farben. Manche Strukturen sind so ausgeprägt, dass die Oberfläche gemustert wirkt. Bei der Gesamtkonzeption unbedingt mitdenken, sonst ist plötzlich ein weiterer Mitspieler im Raum, der möglicherweise Unruhe stiftet.

  4. Unterschiedliche Textilarten wählen
    Nicht alles in derselben Bindung, nicht alles aus demselben Garn. Eigentlich DER Tipp für monochrome Gestaltung, der aber auch für Muster gilt. Eben, weil auch Bindungen Textilien mustern können und dann ins Spiel um die Dominanz im Raum einsteigen.

  5. Pausen einplanen
    Ein starker Stoff braucht auch leise Nachbarn. Je stärker und spannender ein Muster, desto mehr sehnt sich das Auge nach Ruhe. Stille, unifarbene Flächen und Materialien – oft Holz, Marmor, Beton – die einen Rahmen geben und alles zusammenhalten.

Fazit

Räume werden nicht durch Gleichklang interessant,
sondern durch Spannung.

Der Peternhof in Kössen zeigt, wie Textilien unterschiedliche Töne bei den Raumnutzenden anschlagen können, wenn sie gut zusammenspielen. Wichtig: Es geht nicht darum, einen Stilbruch zu provozieren. Es geht um Stilsicherheit.

Sie zu lernen ist schwer, außer man ist sehr talentiert. Sonst heißt es: üben, ausprobieren, scheitern, neu beginnen. So baut sich Erfahrung auf und das Gespür für ein gutes Zusammenspiel.

Gestaltung mit Mustern ist bei der Inneneinrichtung gerade ein starker Trend. Räume sollen heute flexibel, wohnlich und individuell sein und das Verständnis für das Potenzial von Mustern weit verbreitet. Stoffe strukturieren, zonieren, akzentuieren, managen Licht und Schall. Gemusterte Stoffe befeuern diese Funktionen weiter und heben sie auf ein neues Niveau.

Teresa Gruber

BSc.; Team für Privates Wohnen

Mit ihrem Blick für Texturen, Farben und die feine Balance zwischen Funktion und Design begleitet sie Raumgestaltungen in unterschiedlichsten Projekten. In ihren Beiträgen teilt sie Einblicke aus der Praxis, Inspirationen aus der Welt des Interior Designs und Tipps für eine durchdachte Planung.

„Gutes Interior Design beginnt für mich dort, wo Materialien auf subtile Art wirken und  das Ambiente gestalten.“

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Bilder: Hannes C. Niederkofler, Adobe Stock, home INTERIOR, home IMMOBILIEN