Das Comeback
von Cord
Ein Stoff mit Struktur,
Geschichte und Stil

Cord lebt. Mit seiner feinen, fühlbaren Struktur erzählt Cord Geschichten von Geborgenheit, von Mode, von Mut zur Textur. Lange untergetaucht und jetzt neu entdeckt: Cord ist zurück – auch in der Interior-Welt. Und hier zeigt er sich von seiner besten Seite. Alles zu einem besonderen Wohnstoff.

Bodenhaftung und Eleganz – Cord gehört zu den wenigen Materialien, die beides gleichzeitig ausstrahlen. Ursprünglich wurde er als robuster Arbeitsstoff entwickelt. Erste Varianten tauchten im England des 18. Jahrhunderts auf: Der damals so genannte Corduroy wurde vor allem für Uniformen und funktionale Kleidung verwendet.

Detail am Rande: Der Name geht vermutlich auf das französische corde du roi („Königssamt“) zurück – eine ironische Anspielung auf seine spätere Verbreitung unter Landarbeitern und Handwerkern.

Cord im 20. Jahrhundert

In den 1970er-Jahren wurde er zum modischen Statement und stand für Gemütlichkeit, Nonchalance und ein bisschen Rebellion. Schlaghosen, Jacken und sogar ganze Anzüge aus Cord prägten das Bild einer ganzen Generation. In den 90er-Jahren fand er als Streetwear-Element zurück, ehe er in den 2000ern fast völlig verschwand.

Heute ist Cord mit neuer Qualität und ästhetischer Schärfe wieder da. Nicht nur als modischer Gag, sondern als hochwertiges Gestaltungsmaterial mit Tiefe, Substanz und einem dezidierten, textilen Charakter. Interior Designer schätzen es besonders, wie Cord Räume gleichzeitig markiert und beruhigt. Steril ist er niemals.

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Struktur, Glanz und Tonalität

Moderne Cordstoffe sind spielerisch, spannend, aufregend. Manchmal sind die Rippen sehr breit, weich und deutlich sichtbar – und nebenbei auch oft aufwendig verarbeitet und leicht schimmernd.

Die Rippenstruktur bringt eine einzigartige Lichtbrechung mit sich, sie gibt dem Material Tiefe und Lebendigkeit. Besondere Spannung entsteht, wenn Cordstoffe mit matten Flächen, Naturstein oder ruhigen Holzoberflächen zusammentreffen. Cord strukturiert. Cord vertieft. Cord macht Flächen lebendig.

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Projekt-Spotlight

La Villetta, Toblach (I)

In Toblach im Hotel La Villetta gibt es ein Zimmer, wo Cord seine Stärken voll ausspielen kann.

Eingebettet in eine warme, farbintensive Umgebung, entfaltet der Stoff dort seine ganze Tiefe: als textiler Resonanzraum, als Bindeglied zwischen Farbe, Licht und Material. Die Kirsche auf der Torte: die Farbe Mauve.

Textile Architektur

Cord ist weit mehr als ein Bezugsmaterial. Richtig eingesetzt, wird er zum raumgestaltenden Element. Ob als Polsterstoff, Wandpaneel, Tagesbett oder fester Vorhang: Durch seine Haptik schafft er Nähe, durch seine Struktur Ordnung.

Besonders modern ist Cord, wenn er in einem monochromen Ambiente auftaucht: als Ton-in-Ton-Komposition oder in Verbindung mit Texturen wie Bouclé, Velours oder Rohleinen. Kombiniert mit Metall, Leder oder Steinflächen kann Cord die gestalterische Brücke zwischen Weichheit und Architektur schlagen.

Ein Cordstoff im Wohnraum kommuniziert: Hier wurde nicht dekoriert, sondern komponiert.

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Wie entsteht Cord?

Cord ist ein Florgewebe. In das Grundgewebe werden zusätzliche Schüsse eingewebt, die kleine Schlingen bilden. Diese Schlingen werden aufgeschnitten – so entsteht der charakteristische Flor. Die Rippen ergeben sich aus der Anordnung der Florschüsse: Je dichter sie gesetzt sind, desto feiner der Cord; je weiter, desto markanter die Struktur. Man unterscheidet grob:

  • Feincord (Babycord): sehr schmale Rippen – meist für Kleidung
  • Genuacord: mittlere Rippen, weich und flexibel – für Kleidung und Möbel
  • Breitcord (Walfencord): breite, markante Rippen – bevorzugt im Interior Design
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Cord & Raumgestaltung

Im Interior Design wird schwerpunktmäßig mit Breitcord gearbeitet: Er ist optisch präsent und hat auch großflächig eine tolle Wirkung.

Hochwertige Qualitäten haben einen besonders dichten Flor, klare Rippenkanten und eine griffige Haptik. Farblich dominieren ist alles möglich, derzeit dominieren gedeckte Töne: Mauve, Sand, Schlamm, Rauchblau, Ocker oder Tannengrün. Der Glanzgrad variiert je nach Grundmaterial von samtig-matt bis subtil schimmernd.

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Leben mit Cord
– was man wissen sollte

Cord ist grundsätzlich kein Diva-Stoff.

Aber er verlangt Aufmerksamkeit: Wer ihn im Wohnbereich einsetzt, sollte seine Eigenschaften kennen und bewusst damit umgehen.

  1. Haltbarkeit: Hochwertiger Cord ist erstaunlich robust. Dezidierte Möbelcordstoffe erreichen heute bis zu 50.000 Martindale und sind damit auch für Sitzmöbel geeignet. Martindale ist eine Messeinheit für die Scheuertouren und gibt an, wie haltbar der Stoff ist. Je höher die Anzahl, desto haltbarer.
    Für stark beanspruchte Zonen – grundsätzlich Sitzflächen – lohnt sich der Blick auf die technischen Angaben: Scheuertouren, Pillingverhalten, Nahtfestigkeit. Wichtig ist auch die Ausrichtung des Flors. Sie beeinflusst, wie der Stoff Licht reflektiert und sich unter Druck verhält.

  2. Pflege: Cord lässt sich gut absaugen und mit einer weichen Bürste auffrischen. Flecken sollten nicht gerieben, sondern vorsichtig abgetupft
    werden. Einige Qualitäten lassen sich auch professionell reinigen. Ein regelmäßiges, sanftes Bürsten hilft, den Flor aufrecht und gleichmäßig zu halten.

  3. Herausforderungen: Der Stoff zeigt Druckstellen – und das darf er auch. Auf Stühlen, Fauteuils und Sofas entsteht durch Druck und Wärme mit der Zeit der sogenannte Sitzspiegel. Dort wird das Licht anders reflektiert als auf den übrigen Flächen des Möbels.
    Die lebendige Oberfläche ist Teil des Materialcharakters. Weniger geeignet ist Cord allerdings für Haushalte mit haarenden Haustieren. Lose Haare und Partikel verfangen sich leicht in den Rippen und müssen dann mühsam entfernt werden.
    Auch direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da der Flor empfindlich auf Licht reagieren kann. Wer Cord für frei stehende Möbel einsetzt, sollte eine Position im Raum wählen, die Licht und Beanspruchung mitdenkt.

  4. Materialien: Die meisten aktuellen Cordstoffe bestehen aus Materialmischungen wie Baumwolle mit Polyester oder Viskose. Diese Kombinationen sorgen für bessere Formstabilität, mehr Glanz und einfachere Pflege. Reiner Baumwollcord ist seltener geworden und kommt vor allem in Mode weiterhin vor. Möbelstoffe aus Cord setzen auf technisch ausgereifte Performance – mit speziellen Rückseiten, Antipilling-Ausrüstungen und Finishs gegen statische Aufladung.

  5. Verarbeitung: Auch die Verarbeitung von Cord verlangt Erfahrung. Der Flor hat eine Richtung – das bedeutet: Bei mehreren Stoffzuschnitten müssen die Polstereifachleute darauf achten, dass alle Teile in der gleichen Richtung liegen. Ansonsten entsteht ein unruhiges Gesamtbild, und die Pflege wird erschwert. Die Polsterung sollte straff, aber nicht gespannt erfolgen, damit der Flor seine Tiefe behält.

Blick in die Zukunft: Bleibt Cord?

Wir sind überzeugt: Die Renaissance von Cord ist mehr als ein Strohfeuer.

Cord steht für den Wunsch nach Struktur, Haptik und Authentizität im Wohnraum. In Zeiten digitaler Glätte wirkt Cord wie ein Gegenentwurf: sinnlich, weich, ehrlich. Zugleich ist Cord ein Chamäleon: Er kann opulent und sachlich, grafisch und romantisch, klassisch und avantgardistisch wirken. Gerade diese Vielfalt macht ihn so interessant für Gestalter:innen, die mit Textur arbeiten wollen, ohne plakativ zu werden.

Fazit

Cord kann mehr

Cord ist zurück – mit Haltung. Der Stoff steht für ruhige Opulenz, für greifbare Gestaltung, für textile Tiefe.

Wer ihn mit Bedacht einsetzt, schafft Räume mit Charakter. Ob am Bettkopfteil, als Sofa oder Wandpaneel: Cord spricht leise. Aber mit Nachdruck.

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Bilder: Horeca, Adobe Stock, home INTERIOR